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Masterclass mit Christoph Hess zur Ausbildung von Spring-, Dressur- und Para-Dressurpferden

10. September 2023

Der „happy athlete“ im Mittelpunkt
 
Masterclass mit Christoph Hess zur Ausbildung von Spring-, Dressur- und Para-Dressurpferden

 

Am Pausentag für Europas beste Dressurreiter wurde Zuschauern im großen Dressurstadion am Samstagabend einige Höhepunkte geboten. Ausbildungsbotschafter Christoph Hess hatte dazu den Beerbaum-Stallreiter und EM-Teilnehmer Christian Kukuk, Para-Dressurreiterin Gianna Regenbrecht und Dressurreiterin Bianca Nowag-Aulenbrock eingeladen. Im Fokus bei allen: ein zufriedenes Pferd, eben einen „happy athlete“ zu behalten.

 

Christian Kukuk durfte – in Begleitung von seinen Kollegen, dem frisch gebackenen Vize-Europameister Philipp Weishaupt sowie Eoin McMahon – den Anfang machen. Die elegante siebenjährige Stute Dominate Me v. Dominator 2000 Z, wurde dressurmäßig über Cavaletti gearbeitet. Dominate Me ist diese Saison bereits erfolgreich bis 1,40 Meter-Springen unterwegs in Youngster-Touren, und das, obwohl sie erst sechsjährig in den Turniersport kam, wie Kukuk berichtet. Schon zu Beginn fällt die hervorragende Balance der Stute in Trab und Galopp auf, die Christian Kukuk gefühlvoll durch seine Einwirkung mit Gewicht, Schenkel und Zügel beibehält. „Galopp ist ja sozusagen die Grundgangart der Springpferde“, so Christoph Hess. Aus diesem Grund arbeitet Christian Kukuk die Stute im Travers, damit das innere Hinterbein noch mehr unter den Schwerpunkt arbeitet und heranschließt. „Wie Sie sehen, passiert all diese Gymnastizierung aber ohne das Pferd eng zu machen, damit das Pferd weiter seinen Hals als Balancierstange benutzen kann“, so Hess. Danach ist Schrittpause angesagt: „Sehen Sie, das ist ein Happy Horse!“, lobt Hess, denn die Stute lässt sofort den Hals fallen und demonstriert ihre mentale und physische Losgelassenheit. So ist es Kukuk schließlich auch möglich, zwischen drei Cavalettis mit gleichen Abständen eine unterschiedliche Anzahl von Galoppsprüngen zu reiten, die Stute hört auf ihn, und lässt sich leicht vor und zurückreiten, ohne gegen das Gebiss zu gehen. Auf dem Weg der Ausbildung gehöre es für den Stallreiter von Ludger Beerbaum immer dazu, „dass wir dem Pferd diese Dinge in Ruhe erklären.“

 

Ein „happy athlete“ ist auch das zweite Pferd, das sich den Zuschauern präsentiert. Auch der Wallach „Ben“ ist sieben Jahre alt, seine Reiterin ist die inkomplett querschnittsgelähmte Para-Dressurreitern Gianna Regenbrecht. Ehe sie aufsteigt, ist ihr Helfer und Lebensgefährte erstmal um das Viereck außen herum mit dem Wallach unterwegs, um ihm die für ihn ja noch ganz neue Atmosphäre in Ruhe zu zeigen. Der goldrichtige Umgang mit einem jungen Pferd, sagt Hess: „Pferde sind Herdentiere, deshalb macht es Sinn, zu Anfang bei neuen Situationen eine Begleitperson am Boden zu haben, die neben dem Pferd geht und ihm dadurch Sicherheit gibt.“ Das dankt Ben in der anschließenden Reiteinheit. Gefühlvoll wirkt Gianna Regenbrecht auf den Wallach ein, ohne ihn dabei in irgendeiner Weise zu stören. Zwei Gerten unterstützen Regenbrecht dabei, da sie ihre Beine nicht benutzen kann. Ben präsentiert sich in mentaler und physischer Balance. Gianna Regenbrecht ist zufrieden: „Ich bin wirklich richtig stolz, wie er das hier gemacht hat. (…) Ich muss immer noch daran arbeiten, dieses große Pferd noch mehr geschlossen zu halten und ‚rund‘ zu bekommen. Das ist die Schwierigkeit für mich, da er mit den zwei Gerten wenn ich diese als Schenkel einsetze, eher noch nach vorne geht.“ Auch das Fazit von Christian Hess fällt positiv aus: „Ihr passt ganz ganz toll zusammen und ich glaube viele die hier zugucken drücken dir jetzt schon die Daumen, dass du mit Ben im nächsten Jahr zum Team in Paris gehörst!“

 

Den Abschluss bildet Bianca Nowag-Aulenbrock mit dem elfjährigen Queolito. Mit Florine OLD hat sich die 28-Jährige in diesem Jahr ihren Platz im Perspektivkader Dressur erritten. Queolito ist noch weniger erfahren, die Dressurreiterin nutzt daher die Stadionatmosphäre, um den bereits auf Grand Prix-Niveau platzierten Wallach mit feiner Einwirkung zu lösen. Später zeigen die beiden dann auch Grand Prix-Lektionen wie Passage und Piaffe. Ein Lob bekommt die Reiterin von Ausbildungsbotschafter Christoph Hess für den leichten Sitz, den sie immer mal wieder im Galopp einbaut: „Das ist wie ein Stückchen Zucker, was du deinem Pferd gibst!“ Es sei eine Übung für Pferde egal welcher Disziplin, betont Hess. Bianca Nowag-Aulenbrocks Plan für die Trainingseinheit ist aufgegangen: „Ich habe die hier Atmosphäre genutzt, damit mein Pferd mehr Selbstbewusstsein bekommt in solchen Stadien und dann selber anfängt, mehr zu strahlen.“ Abgerundet wurde die Masterclass mit der Möglichkeit für Zuschauer, Fragen zu dem Gezeigten zu bekommen. Christoph Hess nahm sich die Zeit, jede Nachfrage zu beantworten.