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Jessica von Bredow-Werndl und Dalera tanzen zur vierten EM-Einzelgoldmedaille

10. September 2023

Jessica von Bredow-Werndl gewinnt Gold in der EM-Kür - Silber für Charlotte Fry und Bronze geht an  Charlotte Dujardin

Jessica von Bredow-Werndl und Dalera tanzen zur vierten EM-Einzelgoldmedaille

 




Ausverkauftes Haus, Bombenstimmung, spannender Sport und Queen Dalera – Zutaten für einen großartigen Finaltag bei den FEI Europameisterschaften der Dressur- und Para-Dressurreiter 2023. Ob Portugal, Belgien, Frankreich, oder woher auch immer, jede Vorstellung wurde gefeiert, meist bereits auf der letzten Linie. Wie Frederic Wandres – der auf seinem Bluetooth heute leider einmal einen falschen Weg gewählt hatte, aber mit 84,568 Prozent trotzdem noch x. wurde – sagte: „Die Atmosphäre ist fantastisch!“ Den Zuschauern wurde aber auch einiges geboten, nicht nur von den Medaillengewinnern, sondern auch von den anderen Paaren. Zum Beispiel von der Schwedin Therese Nilshagen und ihrem 16-jährigen Routinier Dante Weltino OLD, die mit 86,132 Prozent einen neuen persönlichen Rekord verzeichneten und gefeiert wurden wie Sieger. Oder von Isabell Werth und Quantaz, denen einige Zuschauer Zwischenapplaus geben wollten für den Übergang aus der Piaffe- direkt in die Galopppirouette – und später auch wieder zurück. Gänsehautmomente! Standing Ovations, 88,407 Prozent, persönlicher Rekord, vorläufige Führung. Die Silbermedaillengewinner des Grand Prix Special, Dänemarks Nanna Skodborg Merrald und Zepter, konnten das – trotz Fehlern in den Einerwechseln – noch einmal toppen: 89,546 Prozent, auch dies ein persönlicher Rekord.

Als nächstes Auftritt der Olympiasiegerinnen und Titelverteidigerinnen, Jessica von Bredow-Werndl und Dalera. Es wurde still im Stadion. Dann erklangen die französischen Chansons, die die Kür der beiden begleiten und Dalera begann zu tanzen. Voller Leichtigkeit, voller Harmonie, voller Freude. Andächtiges Schweigen der Zuschauer. Aber dann kollektives Aufstöhnen, als ihnen ein Fehler in den Einerwechseln passierte. Den konnten sie auf der sogenannten Reservelinie allerdings wieder ausbügeln. Ohrenbetäubender Jubel, als die beiden nach einer Schlusslinie mit Piaffe und Passage wie aus dem Lehrbuch zum Halten kamen. Wie streng würden die Richter sein? Nicht allzu sehr. 72 mal stand die 10,0 im Protokoll. 92,818 Prozent wurden es, auch dies eine persönliche Bestleistung, natürlich die Führung. Aber noch standen sie nicht als Siegerinnen fest.

Nächstes Paar waren die beiden, mit denen die beiden im Vorfeld zu oft verglichen worden waren und die sie in den vorherigen Prüfungen so lässig hinter sich lassen konnten: die britischen Weltmeister, Charlotte „Lottie“ Fry und Glamourdale. Wie würde sich der Hengst heute zeigen? Antwort: stark! Rhythmische Passagen und Piaffen zu Queens „Another one bites the dust“. Einmal falsch angaloppiert. Ärgerlich! Aber dann die Galoppreprisen mit den ausdrucksvollen Verstärkungen und Wechseltouren des Rappen sowie Schwierigkeiten wie z. B. einer doppelten ganzen Traversale mit Pirouetten jeweils bei Durchreiten der Mittellinie. Und am Schluss noch einmal Piaffe und Passage zu „Another one bites the dust“ unter dem rhythmischen Applaus der Zuschauer. Das war gut, richtig gut! Würde es reichen? Nicht ganz, 92,379 Prozent, Rang zwei. Vorläufig.

Denn den Abschluss der Europameisterschaften 2023 in Riesenbeck machte die Vorstellung von Charlotte Dujardin und Imhotep, Zweite hier im Grand Prix für die Mannschaftswertung, Bronzemedaillengewinner des Grand Prix Special. Die beiden präsentierten eine Trabtour, bei der jeder einzelne Tritt synchron mit der Musik war. Weltklasse. Und das in allergrößter Selbstverständlichkeit dieses erst zehnjährigen Wallachs. Und das nicht nur hier. Imhotep, „Pete“, machte heute keinen einzigen falschen Schritt. Eine sensationelle Kür, am Ende wurde sie mit 91,396 Prozent und Bronze belohnt.

Damit stand auch fest: Jessica von Bredow-Werndl und Dalera haben ihr viertes EM-Einzelgold gewonnen, Silber ging an Charlotte Fry mit Glamourdale. Dreimal über 90 Prozent! Was für ein Abschluss dieser Europameisterschaft in Riesenbeck!

 

ZITATE der Top 5 der FEI Europameisterschaften Dressur – Grand Prix Kür

 

Jessica von Bredow-Werndl (GER): "Der Fehler in den Einerwechseln ärgert mich nicht, es gibt keinen Ritt, der mich ärgert, weil der Rest der Prüfung einfach super war. Jetzt kommt es darauf an, worauf ich mich konzentriere. Also konzentriere ich mich auf die guten Sachen, aber natürlich, wenn der Fehler in den Einern nicht gewesen wäre, wäre es vielleicht eine sehr, sehr hohe Note geworden."

 

Charlotte Fry (GBR): "Ich bin wirklich sehr glücklich. Ich könnte nicht zufriedener mit ihm sein. So nah an Jessica dran zu sein, ist nur eine Kleinigkeit, und das macht mich noch aufgeregter für nächstes Jahr. Er war einfach unglaublich und ich denke, es ist ein großartiger Sport heute und es ist so aufregend, so viele Top-Pferd-Reiter-Kombinationen da oben zu haben."

 

Charlotte Dujardin (GBR): „Ich hatte eine fantastische Meisterschaft. Ich meine, das war das erste Mal, dass ich meine Kür zur Musik geritten bin, ich meine, sie wurde buchstäblich diese Woche fertiggestellt! Da reinzugehen und alles so zu zeigen, wie ich es getan habe, freut mich sehr."

 

Nanna Skodborg Merrald (DEN): "Ich bin sehr zufrieden mit allem, Zepter hat alles getan, was er konnte. Es ist für uns beide neu, den Freestyle zu machen. Heute konnte ich das direkt spüren, außerdem sind wir jetzt seit einer Woche hier. Er hatte viel Energie, aber trotzdem spürt man einfach, dass der Körper jetzt leer ist."

 

Isabell Werth (GER): “Ich bin super glücklich, es war einfach toll! (…) Ich habe mich gefreut, dass sie es anerkannt haben. Ich habe irgendwann mal bei meiner ersten Europameisterschaft mit Gigolo starker Galopp und dann Pirouette angefangen. Das machen heute alle, das ist Standard, deshalb habe ich versucht, etwas zu machen, was noch keiner macht in der Form. Und ich glaube es ist zumindest in der Kombination und in der Anzahl der Schwierigkeiten gelungen.“

 

 

ERGEBNISSE – FEI Europameisterschaften Dressur – Grand Prix Kür

 

  1. Jessica von Bredow-Werndl (GER), TSF Dalera BB 92.818%
  2. Charlotte Fry (GBR), Glamourdale 92.379%
  3. Charlotte Dujardin (GBR), Imhotep 91.396%
  4. Nanna Skodborg Merrald (DEN), Blue Hors Zepter 89.546%
  5. Isabell Werth (GER), DSP Quantaz 88.407%

 

 

Abschluss-Pressekonferenz Zitate:



Ehe es im Dressurstadion bei den FEI Europameisterschaften der Dressur- und Para-Dressurreiter in Riesenbeck zur letzten Entscheidung kam, zogen Gastgeber und Turnierpräsident Ludger Beerbaum, Riesenbeck International-Geschäftsführer und Turnierleiter Karsten Lütteken sowie der FEI Direktor Dressur, Para-Dressur und Voltigieren, Ronan Murphy (IRL), ihr Turnierfazit. Spontan erschien die erfolgreichste Turnierreiterin aller Zeiten, Isabell Werth (GER), zum Gespräch.

Ludger Beerbaum, Turnierpräsident

Wie ist Ihr Turnierfazit?

Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass es uns möglich war, erfolgreiche Europameisterschaften auszurichten. Wir sind wirklich dankbar für die Gelegenheit und für alle, die geholfen, unterstützt und dazu beigetragen haben. Wir haben positives Feedback nicht nur von den Athleten, sondern auch von den Medien erhalten.

 

Karsten Lütteken, Turnierleiter

Als Fazit:

Ich möchte mit einem herzlichen Dankeschön an euch alle beginnen: an die Medien, an die FEI, an mein Team und die Athleten. Ich habe das Gefühl, dass es eine echte Zusammenarbeit war. Viele Menschen sind an einer so komplexen Veranstaltung wie den Europameisterschaften beteiligt, aber es war eine großartige Zusammenarbeit zwischen der FEI und allen anderen. Das macht mich wirklich glücklich.

 

Zu den Zuschauerzahlen:

Wir sind heute ausverkauft. Wir werden 3500 Zuschauer vor Ort haben, und hoffentlich werden noch mehr im Fernsehen zuschauen und die Live-Übertragungen verfolgen. In den letzten Tagen haben wir fast 12.000 Menschen gezählt, was mehr ist, als wir erwartet haben.

 

Ronan Murphy FEI Direktor Dressur and Para-Dressur

Fazit nach der EM-Woche:

"Es war ein fantastisches Championat hier in Riesenbeck und mehr als das: Es waren die Menschen, Karsten und Ludger und das Team, aber auch alle unsere Mitarbeiter, die Helfer, die Freiwilligen, unsere Athleten. Es war eine wirklich fantastische Meisterschaft. Wie bei allen Dingen gibt es auch hier Herausforderungen, aber es kommt darauf an, wie man mit ihnen umgeht und sie löst. Und in dieser Woche muss ich sagen, dass wir alles, was auf uns zukam, mit dieser 'Schaffen-wir-Attitüde' bewältigt haben. Und ich denke, dass es für unseren Sport ein Wendepunkt ist, ein solches Niveau zu haben, und wir müssen die Messlatte höher legen. Und das ist es, was wir für die Zukunft anstreben wollen."

 

Über KI bei der Beurteilung in der Zukunft:

"Ich denke, dass KI und Technologie immer sehr interessant sind und sich schnell entwickeln. Ich denke, es wäre falsch zu sagen, dass es entweder oder ist, aber diese Technologien werden von uns ständig überprüft, verbessert und unterstützt. Unser Sport hängt sehr stark von unseren Richtern ab, und ich denke, dass die Bewertung hier in dieser Woche absolut fantastisch war, und das ist wirklich ein Schlüsselfaktor, um sicherzustellen, dass es guten Sport gibt. Diese Technologien sind dazu da, uns zu unterstützen, wir nutzen sie bei tierärztlichen Inspektionen, wir nutzen sie auf alle möglichen Arten, und ich denke, wenn sie unseren Sport bereichern, werden wir das natürlich berücksichtigen. Aber im Moment verlassen wir uns voll und ganz auf das Wissen und die Erfahrung unserer fabelhaften Richtergremien."

 

Isabell Werths Antwort darauf:

"Es ist sehr interessant zu sehen, wie es sich verbessert und wie wir es als Werkzeug und als Assistent für unser Beurteilungssystem nutzen können. Es gibt immer etwas zu verbessern, es gibt immer etwas zu diskutieren. Und ich denke, dass alles, was wir tun können, um es objektiver und transparenter zu machen, hilfreich ist und eine gute Idee wäre."

 

Zum Thema Info-Stewards, die am Abreiteplatz Zuschauerfragen zum Training der Reiter beantwortet haben:

„Wenn man sich die Athleten in allen Disziplinen anschaut, in der Dressur, in der Para-Dressur, in den verschiedenen Grades – das Wichtigste ist die Bindung zwischen den Athleten und ihrem Pferd. Es spielt keine Rolle, um welchen Wettbewerb es sich handelt, es besteht eine solche Bindung, und manchmal sind wir so sehr auf eine Außenwahrnehmung fixiert, dass vielleicht jemand das Innere fühlt, aber wir müssen erklären und vermitteln, was tatsächlich passiert und ihnen einen kleinen Einblick in unseren Sport geben. Ich denke, das ist wirklich wichtig. Diese Initialzündung des deutschen Verbandes halte ich für empfehlenswert, und je mehr wir davon tun können, desto besser für die Aufklärung aller über unseren Sport."