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Hat Para-Dressur bei Riesenbeck International eine Zukunft?

21. June 2023

Turnierleiter Karsten Lütteken meint „ja“, stellt aber Forderungen

 

Herr Lütteken, Sie haben bisher noch nicht viel Erfahrung mit Para-Dressur gemacht. Im vergangenen Jahr haben Sie eine Testveranstaltung organisiert, die in der Szene viel Aufmerksamkeit erregt hat. Jetzt starten Sie auf der Reitanlage Riesenbeck International im Viereck durch und veranstalten die FEI Europameisterschaften in Dressur und Para-Dressur, diese für Reiter mit körperlichen Einschränkungen.

 

Was hat Sie dazu bewogen, sich für diese Meisterschaft zu bewerben?

Die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI) vergibt die Meisterschaften in Dressur und Para-Dressur immer als Paket. Man bewirbt sich also nicht von vornherein für eine Meisterschaft, sondern für zwei. Das bedeutet neben der doppelten Anzahl an Pferden, Sportlern, Offiziellen sowie Trainings- und Wettkampfplätzen natürlich auch eine große logistische Herausforderung auf den Turnierplätzen. Schon vor der letztjährigen Testveranstaltung waren wir uns ziemlich sicher, dass das Konzept unseres Turniergeländes gut zum Para-Dressur-Sport passen würde.

 

Hat der Para-Dressursport auch nach den Europameisterschaften eine Zukunft in Riesenbeck?

Warum nicht? Wenn sich hier bei den Europameisterschaften alles so bestätigt, wie wir es derzeit planen, spricht sicherlich vieles dafür, über regelmäßige, große Para-Dressur-Turniere nachzudenken. Dabei darf man aber nicht aus den Augen verlieren, dass ein solches internationales Turnier immer ein großes Budget erfordert, das der Veranstalter aufbringen muss. Dazu bedarf es in Zukunft sicherlich besserer Strukturen und der Einbindung von Förderern oder Sponsoren, die auch diese Disziplin unterstützen. Ohne diese ist eine echte Inklusion nur schwer zu erreichen.

 

Sie veranstalten im Laufe des Kalenderjahres viele Turniere, von Late-Entries über CSI**-Turnieren zu  Wettbewerbe für Youngster, für Veteranen bis hin zu großen 5*-Events, wie der einzigen Etappe der Longines Global Champions Tour (20.-23. Juli) mit integrierter Deutscher Meisterschaft der U25-Reiterinnen und Reiter. Nun auch die beiden Europameisterschaften in Dressur und Para-Dressur.

 

Welche Herausforderungen erwarten Sie in der Woche vom 5. bis 10. September?

Ein generell großer Vorteil, den wir hier in Riesenbeck bei der Durchführung von Turnveranstaltungen aller Art haben, ist, dass wir größtenteils auf dauerhaft genutzte Anlagen zurückgreifen können. Unsere Wettkampfstätten, unsere Stallungen und Parkplätze, aber auch wichtige Infrastruktur, die eher im Verborgenen liegt und für einen reibungslosen Ablauf von Veranstaltungen wichtig ist, werden ständig genutzt und weiterentwickelt, sind also gut erprobt. Das gilt natürlich auch für die Europameisterschaften im September, aber hier gibt es Besonderheiten, die wir im Vorfeld nicht wirklich proben können. Die größte Herausforderung wird sein, den Dressurreitern mit und ohne Behinderung die gleichen guten Bedingungen zu bieten, wie sie die Springreiter seit Jahren in Riesenbeck gewohnt sind.

 

Welche Veränderungen werden die treuen Fans der Anlage sehen?

Die größte Veränderung wird sein, dass das große Rasenstadion in ein relativ kompaktes Dressurstadion umgewandelt wird. Dazu wird die Haupttribüne an der Längsseite des Vierecks in der Mitte des Rasens gebaut und natürlich auch ein Wettkampfviereck aus Sand angelegt. Damit entsteht ein völlig neues Bild und sicherlich auch ein neues Sporterlebnis, das es so in Riesenbeck noch nicht gegeben hat.

 

Wie sieht das Rahmenprogramm aus?

Es wird ein sportliches Rahmenprogramm geben, bei dem vor allem am Wochenende die an der Pferdezucht Interessierten auf ihre Kosten kommen werden. Gleichzeitig werden wir an allen Turniertagen einen großen Ausstellungsbereich anbieten, wo man sich informieren oder einfach nur einkaufen kann. Natürlich gibt es auch ein vielfältiges kulinarisches Angebot, das zum Verweilen und Genießen der internationalen Atmosphäre unter den großen, alten Eichen einlädt.

 

Was sehen Sie als die größten Schwierigkeiten an?

Ich denke, wir haben zwei ähnlich große Aufgaben zu bewältigen, von denen ich nicht sagen kann, welche die schwierigere ist. Zum einen sehe ich den sehr kurzen Zeitraum zwischen den beiden Top-Events. Wenn die Longines Global Champions Tour am 23. Juli auf die nächste Etappe geht, beginnen hier sofort die Umbau- und Vorbereitungsarbeiten für die Europameisterschaften. Eine ebenso große Aufgabe ist es, die mehr als 3.000 Hotelübernachtungen zu koordinieren und zu buchen, die wir für alle Athleten, Funktionäre und Dienstleister bereitstellen müssen. Beides funktioniert nur mit einem guten, eingespielten Team und einem gut durchdachten Plan.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Worauf sich wohl auch die meisten Zuschauer freuen: die besten Dressurpferde und -reiter der Welt bei ihren wichtigsten Wettkämpfen des Jahres hier im Münsterland zu sehen! Als Veranstalter sieht man die Wettkämpfe sicherlich manchmal aus einer etwas anderen Perspektive oder achtet auf Details im Ablauf - aber letztlich ist es für uns alle die gleiche Faszination, zwei perfekt aufeinander abgestimmte Sportpartner zu erleben, die den Sport so besonders macht.